Unter dem Titel „Neue Heimat Dresden 2025“ hat die Landeshauptstadt Dresden fristgerecht zum 30. September 2019 ihre Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ eingereicht. Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller, Mitglied des Kuratoriums der Dresdner Kulturhauptstadtbewerbung, stellte die Dresdner Bewerbung bei der Kulturstiftung der Länder in Berlin vor.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Europa erlebt momentan einen fundamentalen Dissens über seine kulturellen Werte, die Geschichte seiner Städte und Nationen, das Leben mit Ein- und Auswanderung, mit technologischer Revolution und sozialer Unsicherheit. In dieser Situation bedarf es einer Aktivierung aller sozialen, politischen und vor allem kulturellen Kräfte, besonders in Dresden. Gelingt uns dies, können wir ein Modell für Europa werden.“

Dresdens Bewerbung setzt sich zum Ziel, viel mehr Menschen als bisher am Kulturmachen und -erleben zu beteiligen, der Digitalisierung neue Räume und Formate zu erschließen, die internationale Vernetzung massiv zu verstärken und den Austausch zwischen Stadt und Land, Zentrum und Stadtteilen zu intensivieren.

Kurator Michael Schindhelm: „Neue Heimat Dresden 2025 begreift Kultur als wunderbare Technik, Unterschiede im Austausch tolerant zu leben. Wir glauben, dass hier die Kraft der Kultur liegt. Mehr denn je geht es darum, diese Kraft anzuwenden, um in Zeiten kontroverser Auseinandersetzungen eine Kommunikation in der europäischen Stadt aufrecht zu erhalten. In einer „Kulturhauptstadt Europas“ sollen Menschen gemeinsam an einer neuen Heimat arbeiten.“

Das Programm der Dresdner Bewerbung gliedert sich in vier Felder: „Heimat“, „Ost und West“, „Power of Strangeness“ sowie „Neue Heimat X-Kultur“. Es wird von Kulturschaffenden sowie Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen entwickelt. Neben 25 Leitprojekten setzt das Programmkonzept auf ein groß angelegtes Beteiligungsverfahren: die „Neue-Heimat-Plattform“. In diesem Prozess finden Kultur-und Kreativschaffende sowie eine engagierte Bürgerschaft zusammen und entwerfen Projekte und Visionen für Dresden. Mit den Programmen „Na dann mach doch mit!“ und „Orte des Miteinanders“ hat das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 bereits seit 2016 in hohem Maße auf die Beteiligung der Dresdnerinnen und Dresdner gesetzt.

Programmfelder der Bewerbung

  • HEIMAT „Heimat“ bezieht sich auf die Menschen, mit denen man zusammenlebt, auf die Erinnerungen an Orte und Erlebnisse und deren Bedeutung für den Einzelnen, auf den Ort und seine räumliche Umgebung. Die Projekte dieses Programmfeldes fragen, wie Menschen unterschiedlicher Generationen und kultureller Herkunft in Dresden „Heimat“ verstehen, und wie sie sie neu gestalten wollen.
    Leitprojekte: Gedächtnis der Stadt/Time Machine und Places of Identity; Young People&Culture; Neue Heimat-Partizipation: Jedem Stadtteil ein Kulturzentrum; X-Dörfer
  • OST UND WEST Die Lage der Stadt an der Nahtstelle zwischen Ost- und Westeuropa war und ist ein relevanter Ausgangspunkt für die Kulturarbeit in Dresden. Das Programmfeld wird die brennenden Themen der europäischen Integration, historische und neue Brüche ebenso behandeln wie künftige Beziehungen zwischen Städten wie Sankt Petersburg und Coventry, die nicht zur EU gehören und Dresdens Partnerstädte sind.
    Leitprojekte: Programmsatelliten St. Petersburg und Coventry; Von Ost nach West: Drei Künstler in ihrer neuen Heimat Dresden; 40 Jahre Europäische Kulturhauptstadt zwischen Ost und West; BS7-Prohlis Neighbourhood
  • POWER OF STRANGENESS Dieses Programmfeld beschäftigt sich mit der wachsenden Multikulturalität in Dresden. Von einem Teil der Gesellschaft emphatisch begrüßt, wird sie von anderen abgelehnt. Welche Rolle kann und muss Kultur in dieser Auseinandersetzung haben? Das Programm blickt auch über Europa hinaus: Wie begegnet Dresden der kulturellen Globalisierung, die vor den Toren der Stadt nicht haltmacht? Im Vordergrund stehen Projekte, die die Vernetzung der Kunst- und Kreativszene jenseits der westlichen Hemisphäre ermöglichen und sich kritisch mit kolonialer Vergangenheit beschäftigen.
    Leitprojekte: Raden Saleh: On the trails of Neue Heimat 2025; Dresden in Indonesia and Beyond; Europa in Zschieren, Mickten, Altomsewitz...; Interkulturelles Zentrum im Kraftwerk Mitte; Karl-May-Museum 2025: Die Europäer und „ihre Indianer“
  • NEUE HEIMAT X-KULTUR Unter X-Kultur versteht Dresdens Kulturhauptstadtbewerbung die allmähliche Entgrenzung der Rollenverteilung zwischen Produzenten und Rezipienten (Partizipation), die Verschmelzung von off- und online-Realität, die wachsende gegenseitige Durchdringung gesellschaftlicher Aktionsfelder wie Bildung, Sport,  Stadtentwicklung, Forschung und Kultur. Dieses Programmfeld ist ein Angebot an jeden zunächst lokalen Akteur, in Gemeinschaft mit anderen Prototypen von X-Kultur zu schaffen, die sowohl in Dresden als auch in anderen Städten Europas und darüber hinaus neue Formate, Beziehungen, Inhalte, Kompetenzen, Werte generieren.
    Leitprojekte: Nachbarschaften 2025; Wie wollen wir zusammen leben?; Mensch 4.0 – Dear humans;Robotron-Kantine 2025

Showroom „Neue Heimat Dresden 2025“

Das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 wird das Bewerbungsbuch und seine Themen vom 11. Oktober bis zum 15. Dezember 2019 im Deutschen Hygiene-Museum in einer einmaligen Kombination von Ausstellung und Veranstaltungsprogramm  vorstellen. In einem großen Showroom „Neue Heimat Dresden 2025“ finden innerhalb von neun Wochen knapp 30 Präsentationen, Performances, Diskussionen und Vorträge statt. Höhepunkt ist das Projekt „The Curious Deal“ mit dem indonesischen Künstler Uji Handoko Eko Saputro (Hahan). Ein acht Meter großes Gemälde des Künstlers wird in Einzelteile zerschnitten und in einer Auktion gegen Objekte und Geschichten von Dresdnerinnen und Dresdnern eingetauscht. Der Showroom wird Medienvertretern am 10. Oktober, 11.30 Uhr, in einer Pressekonferenz gesondert vorgestellt.