Das Projekt

Das Zentralwerk ist ein Kulturort im Stadtteil Pieschen, auf dessen 7000 Quadratmeter großen Areal eine Community von Kulturschaffenden arbeitet und wohnt. Das Zentralwerk ist auch eine sehr heterogene Gruppe von Menschen, die seit der Entstehung des gleichnamigen Vereins im Jahr 2006 interdisziplinäre Projekte durchführt. Die Kombination beider Aspekte macht aus dem Zentralwerk ein knisterndes Etwas, eine brodelnde Entität, die die Stadt Dresden prägt und spiegelt. Innerhalb dieses Konstrukts ist nicht zuletzt die Vision des Zentralwerks selbst entwickelt und schließlich realisiert worden: eine genossenschaftliche Verwaltungs- und Finanzierungsstruktur.

TanzNetzDresden ist ein Zusammenschluss in Dresden tätiger internationaler professioneller Tanzschaffender und dem Tanz verbundener Akteure, der seit 2010 als Netzwerk und seit 2014 in Trägerschaft der Projektschmiede gGmbH den zeitgenössischen Tanz mit Trainings, Bildungsprojekten und Aufführungsformaten in der Stadt stärkt. TanzNetzDresden engagiert sich für die Vernetzung der freien Tanzszene auf lokaler und überregionaler Ebene, diskutiert aktuelle Themen und Bedürfnisse der freien Tanzszene mit Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitikern und entwirft vielfältige Formate, um den zeitgenössischen Tanz einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

The Moving Academy ist seit 2009 als freies künstlerisches Projekt und 2012 als gemeinnützige anerkannte Organisation The Moving Academy gUG in der freien sowie institutionellen Kultur- und Bildungsszene aktiv. Die entwickelten und durchgeführten Formate für Trainings, Bildungsangebote, künstlerische und soziokulturelle Projekte fokussieren u. a. Fragestellungen, Kommunikations- und Beteiligungsverfahren für zukunftsfähige Gesellschaften und wirken und kooperieren in lokalen und globalen Feldern. Zentrale Anliegen sind die Verortung und Stärkung des Künstlers in der Gesellschaft, die Stärkung lokaler und internationaler Netzwerke sowie die Unterstützung von angestrebten Transformationsprozessen durch soziale und künstlerische Praktiken. 

Barbara Lubich (Zentralwerk) ist Soziologin, Filmemacherin, Mitglied der Genossenschaft des Zentralwerks und Vorsitzende des Zentralwerk e. V. Bettina Lehmann ist Kulturmanagerin, Koordinatorin des TanzNetzDresden und Mitglied des Zentralwerk e. V. Anna Till ist Choreografin und Tänzerin mit Atelier im Zentralwerk. Seit seiner Gründung ist sie aktiv im TanzNetzDresden. Kristin Guttenberg ist Transformationspädagogin, Hochschuldozentin für interdisziplinäre Praxis, Lehrtrainerin und Bewegungskünstlerin. Sie ist Gründerin von The Moving Academy Berlin und Initiatorin des Austauschformats TRAFO.

POLYLOG Dresden ist die logische Konsequenz aus einer langjährigen Beschäftigung mit genreüberschreitenden Kunstprojekten innerhalb der freien Kunstszene Dresdens, die in Dialog mit oder in Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen entstanden sind.

Das Zentralwerk und das TanzNetzDresden sind autonom entstandene Institutionen, die kollektive Prozesse in Gang gebracht haben, um die künstlerische Arbeit in Dresden zu beflügeln. Nun tun sie sich zusammen, um wichtige Fragen des künstlerischen Schaffens im Dialog mit der Stadt ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Kristin Guttenberg fördert mit The Moving Academy diesen Prozess mit ihren Erfahrungen aus ähnlich ausgerichteten Projekten in Osteuropa, die nun erstmalig in Deutschland angewandt werden.

Der gemeinsame Auftakt am 28. Oktober 2017 ist ein mehrgängiges Abendessen, bei dem Künstlerinnen und Künstler der freien Kunst- und Tanzszene Dresdens gemeinsam mit lokalen Expertinnen und Experten der Stadt- und Kulturarbeit dazu eingeladen sind, sich zu aktuell relevanten Fragen auszutauschen:

  • Was ist meine Rolle in meiner Gemeinschaft?
  • Wie politisch ist meine Kunst?
  • Wie wirkt Kunst in den Kiez und in die Stadt?
  • Auf welche Art und Weise beeinflusst meine Umgebung meine künstlerische Arbeit?
  • Wie kann ich Stadtentwicklung durch künstlerische Handlungen mitgestalten?

Einzige Spielregel: Nur wer am Tisch sitzt, darf sprechen. Die anderen hören zu und notieren Fragen, die durch die Moderatorin an die Sprecherinnen und Sprecher weitergegeben werden. Beim nächsten Menü-Gang werden die Rollen getauscht.

Wichtig ist die gemischte Zusammensetzung der Akteure und das performative Setting des Abendessen-Gesprächs. Der Esstisch ist die Bühne. Das Publikum befindet sich in einem großen Kreis um diese herum. Jeder Teilnehmende hat die Möglichkeit, am Tisch zu sitzen und dringende Fragen zu stellen bzw. Antworten zu geben. Nach und nach kommen alle Teilnehmenden in den Genuss des mehrgängigen Essens. Die Zusammensetzung der Tischrunde wandelt sich nach jedem Gang.

Wie wird sich das Projekt im Jahr 2025 entwickeln?

Die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung von POLYLOG Dresden sind Grundlage für die Entwicklung kollektiver künstlerischer Rechercheresidenzen, die in Minifestivals verorteter Kunst münden sollen, welche 2018 und 2019 stattfinden. Verortet in dem Sinne, dass sie im Stadtraum stattfinden und auf die Begebenheiten reagieren. Als ersten Schritt gilt es, Kenntnisse darüber zu gewinnen, was die Bürgerinnen und Bürger vor Ort bewegt, darüber, was sie „tun“, wenn sie sich treffen, austauschen, amüsieren wollen. Wir möchten an diese neu entdeckten Situationen andocken, um Nebenimpulse durch unsere Kunst zu setzen, welche die Horizonte unserer Begegnungen erweitern.

Ziel ist es, die freie Kunstszene in Dresden zu stärken und über verschiedene Disziplinen hin zu vernetzen sowie fachliche Kompetenzen durch integrierte Fortbildungsformate zu erweitern (Kristin). Der Dialog der Künstlerinnen und Künstler mit der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern soll über Milieu- und Genregrenzen hinweg intensiviert werden.

Durchführung

am 28. Oktober 2017 im Ballsaal des Pieschener Zentralwerks, Riesaer Straße 32: 1 Tisch, 10 Plätze, 5 Gänge